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Risskante

Aspenstedt: Klopstock Quelle

Die Klopstock Quelle ist ein Freundschaftsdenkmal, das heute noch eindrucksvoll an das gesellige Leben im 18. Jahrhundert erinnert. Die Fassung der Quelle trägt die Inschrift: KLOPSTOCK HAT AUS DIESER QUELLE GETRUNKEN. ZUM ANDENKEN VON GLEIM.

Die Rast an der Quelle beschreibt Gleims Neffe Wilhelm Körte:

„Die beiden Freunde ritten nach Aspenstädt, einem Dorfe, eine Meile weit von Halberstadt gelegen, anmuthig und kühl zwischen Anhöhen. Am Ausgang desselben, ohnfern der Kirche, ist ein Quell, dessen klare Fluth in einer gewölbten Kammer sich sammelt, damit des Dorfes Mädchen leichter Wasser schöpfen. Im Schatten der Herrlichen Ahornbäume ruhten Gleim und Klopstock aus. Der schöne Quell lockte, daß sie die Füße netzten, bald auch die Knie sich umspühlen ließen, und endlich selbst in die gewölbte Kammer traten. Aus der hohlen Hand trank dann jeder, ewig schöpfend. Als aber der Durst gestillt war, schöpfte die hohle Hand noch fort, aus Muthwillen, bis einer den andern wacker zu netzen suchte. Da kamen die Dirnen zur Wasserkammer, die Eimer zu füllen; aber die Wasserlustigen nahmen den Mädchen die Eimer und begannen die ernstere Wasserschlacht. Alles lief herzu, was des Weges kam; die Streitlust mehrte sich mit den Zuschauern, und die Wasserbogen stiegen immer höher wider den Gegner. Siehe, da gewahrte Klopstock plötzlich den Kantor Loci, wie er ehrbar, dem Wasserstreit nicht nahend, von der Anhöhe her, durch ein Fernrohr, die Freunde beäugelte. Plötzlich ließen die beiden den Streit, und wandten sich hinauf gegen den Kantor; als sie ihn aber eben mit vollen Eimern zu erreichen dachten, da war er entflohn.“

Dieses Erlebnis inspirierte Friedrich Gottlieb Klopstock zu einer Ode:

Der Wein und das Wasser (1796)

Weißt du auch, Gleim noch, wie, o undurstigster
Von allen Sängern, denen des Weines Lob
Sein Geist, und ihrer eingab, wie wir,
Ruhend auf Rosen, und Schmidt uns freuten?


Im kleinen Garten blühten nur sie; und bald
Stand auf dem Marmor blinkend der alte Rhein!
Dem Wirth' ein Wink; und alle Büsche
Wurden gepflückt, und der ganze Saal ward


Zu Röthe, ward durchströmet von süßem Duft:
Aus Rosen ragte halb nur die Flasch' hervor,
Und kaum der Becher. Wag' es, Gleim, nicht
Mir zu erzählen, wie froh wir sprachen!


Wie hell das Lied scholl! Weste verwehn, und selbst
Die Silberquell' ist eh wohl versiegt. Was ging
Uns dieses an? Wenn sie auch wollte,
Konnte denn schweigen der Freuden frohste?


Drey waren unser, und der kristallenen
Gebäude zwey nur, eins nicht die Hälfte leer:
Und dennoch wallten wir, da hoch schon
Strahlte die Sonne, den späten Heimweg


Mit jenem Sönnchen, welchem der Biene Kunst
Den Docht beseelet, welches dem Büchersaal
Sonst nur die Nacht entscheucht, wenn Grübler
Endlich die durstige Feder tränken.


Bekränzt das Haupt mir, Blüthen des Rebenhains:
Ich trug die Kerze! Aber ach schnell erlosch
Die kleine Sonne! Welk', o Reben
Blüthe, nur weg; denn ich blies das Licht aus.


Weißt du auch, Gleim, noch, wie in den Kühlungen
Des hohen Ahorns, und in der Grotte Bach –
O glückte mir's, dass ich des Wassers
Loh zu dem Lobe des Weines stimmte.


Am Bache saßen wir in den Frischungen
Des Schattens. Wenig wurde der scheue Fuß
Zuerst gesenkt, bald ganz vertiefet,
Nun auch das Knie, und gewandert ward dann


Selbst in des Felsen Wölbung! Gehöhlet war
Die eingetauchte Hand, o wie schöpften wir!
Aus unsrer tiefen, vollen Urne
Rieselt' es nicht in des Freundes Locken.


Des Dorfes Mädchen brachten den Ährenkranz,
Durchschimmert von der Bläue der lieblichen
Kornblume. »Gebet, gebt! doch schmucker
Wäret ihr uns, wenn ihr Eimer brächtet!«


Schnell standen vor uns nicht danaïdische,
Geraume Eimer. Freude! die Wasserschlacht
Begann! Geschehn sind Thaten, derer
Jetzo noch Meldung des Pflügers Mund thut.


Da galt es Stärke, Kunst: Wer am weitesten,
Im höchsten Bogen träfe des Auges Stern!
Fehlgüsse Jachten wir, der Hofhund
Bellte sie, krähte der Henne Mann aus.


Hoch auf dem Hügel stand bey der Kirche Thurm
Der feiste Küster, äugelte keck nach uns
Durchs lange Rohr. Mit vollen Eimern
Schritten wir hin; doch er war entronnen.

 

Quelle: Begleitheft zur Ausstellung „Olaf Wegewitz – Klopstockquelle“ im Gleimhaus Halberstadt, 21.05.-13.08.2006; ISBN 3-9810818-2-X

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